Bericht des 11. Minigärtnertreffens
Bericht des 11. Minigärtner-Treffens
der Schulgruppe Stuttgart – Filderschule
Datum 26.06.2025
Betrieb/Ansprechpartner:in Gemüse Bayha, Lachenäcker 1, 70771 Leinfelden- Echterdingen Friederike Bayha & Philipp Bär
Gärtnerisches Thema Kartoffelernte auf dem Bauernhof
Bereits im vergangenen Jahr durfte eine Delegation der Minigärter Herrn Bär von der Familie Bayha auf seinem Gemüse-Bauernhof besuchen. Und weil das schon letztes Mal so ein toller Termin war, bei dem die Kinder sehr viel Spaß hatten, waren wir voller Vorfreude auf das diesjährige Treffen und in bester Stimmung, obwohl dies ja nun unser letzter gemeinsamer Termin sein würde, wenn man mal von der Abschlussfeier auf der Insel Mainau absieht.
Wir trafen uns also mit einem lachenden und einem weinenden Auge und fuhren mit der U-Bahn direkt vor die Tore des Gemüse-Bauernhofs in Echterdingen. Die Betonung liegt auf Gemüse, denn Tiere würden wir hier keine finden. Die Familie Bayha ist ein konventioneller Betrieb mit ca. 75-80 ha zu bewirtschaftender Fläche und befasst sich rein mit Ackerbau, d.h. alle möglichen Sorten von Gemüse und Getreide.
Als erstes wurden die Minigärter gefragt, ob sie überhaupt wüssten, was Gemüse sei. Einige fragende Gesichter gab es zur Antwort. Herr Bär erklärte, dass Gemüse auf dem Boden wachse (also nicht an Bäumen oder Sträuchern, das sei dann Obst) und dass es das wäre, was im Burger so schön knacken würde beim Reinbeißen. Da kam auch schon die erste Meldung, dass man Burger nicht mögen würde. Aber das warf Herrn Bär nicht aus der Bahn, im Schnellessrestaurant gibt es ja auch noch Pommes, die hätten schließlich auch was mit Gemüse zu tun. Nachdem alle bei dem heißen Wetter noch schnell etwas getrunken hatten, ging es dann auch schon los in Richtung der Felder, die sich zum Glück direkt rund um den Hof befinden, sodass wir nicht weit laufen mussten.
Warum lagen hier denn Feuerwehrschläuche neben dem Weg? Und dann hatte es auch noch Zäune um manche Felder??? Der Feuerwehrschlauch gehöre ihm, meinte Herr Bär stolz, aber damit würden
keine Brände gelöscht, sondern die Felder bewässert. Es sei bereits wieder so trocken, dass er die Pflanzen gießen müsse, damit sie gut wachsen. Und mit einer Gießkanne könne er ja schließlich schlecht herumlaufen. Und die Zäune? Ja, was würde denn da auf dem Feld wachsen, wo der Zaun sei, kam die Frage zurück. Das erkannten die Minigärtner sofort: Salat! Und wer hoppelt, hat zwei lange Ohren und mag auch sehr gerne Salat? Dann kam die Erklärung: die Zäune werden um die noch kleinen Salatpflanzen aufgestellt. Denn so lange die Pflanzen klein sind, sind sie auch mit einem Haps weg, wenn ein Hase kommt. Und der vernichtet dann in kürzester Zeit ganz viele Pflanzen. Sind die Salatköpfe aber schon etwas größer, dann kabbert er nur ein bisschen an einer Pflanze, die man später trotzdem noch verkaufen könne, das sei nicht so schlimm. Einen Salatkopf schneidete Herr Bär dann auch gleich mal ab und zeigte ihn uns aus der Nähe. Wer wüßte denn, was das für eine Salatsorte sei? Mit ein bisschen Hilfe kamen die Minigärtner drauf: ein Eisbergsalat. Ach so, der wächst also gar nicht in der Plastiktüte, in der er verkauft wird! Ansonsten gibt es noch normalen Kopfsalat, Eichblattsalat, Miniromana und Salanova rot, Lollo bionda und Lollo rosso… Der ein oder andere Minigärtner versuchte mal ein kleines Stück Salat, aber noch war man skeptisch gegenüber den Pflanzen…
Gegenüber des Salatfeldes befand sich ein Weizenfeld. Gut, so ist auch für das Brot vom Burger gesorgt. Auch hier durften die Minigärtner mal probieren. In ca. 3 Wochen sei der Weizen erntereif, jetzt seien die Körner noch etwas zu weich, man nenne das die Milchreife.Der Weizen müsse jetzt noch etwas trocknen, dann könne man mit dem Ernten beginnen. Problematisch seien in dieser Phase nun Stürme. Die würden den Weizen umlegen und dann könne dieser nicht mehr richtig trocknen. Das würde dann Probleme beim Ernten der Fläche machen.
Als nächstes kamen wir zu einem Sonnenblumenfeld. Die Blumenköpfe waren noch nicht geöffnet, trotzdem konnte man bereits erkennen, wie sich die Sonnenblumen, ganz ihrem Namen nach, alle in Richtung der Sonne drehten. Sie sind also ständig in Bewegung. Aus den Kernen könne man später Sonnenblumenöl gewinnen. Interessant, fanden die Minigärtner, also sind die Sonnenblumen nicht (nur) zu Dekorationszwecken da. Aber wenn die Blumen erst mal alle blühen, dann wird das trotzdem wunderbar aussehen. Und eine einzelne hat es ja auch schon fast geschafft! Neben den Sonnenblumen fanden wir auch noch andere Blumen am Wegesrand: Kamille. Die wächst hier aber von ganz alleine. Sie ist lecker als Tee, aber man kann sie auch gut noch anders verwenden, fanden einige Minigärtner…
Weiter ging es zum nächsten Feld. Das sah aber immer noch nicht aus wie Kartoffeln. Sollten wir heute nicht Kartoffeln ernten? Aber hier erkannten wir Maispflanzen. Noch ziemlich klein und die Blätter waren richtig aufgerollt. Warum denn das? Herr Bär erklärte, dass es dem Mais eigentlich gerade zu trocken sei. Deshalb müsse er ja auch gießen. Und wenn die Pflanzen Durst hätten, rollten sie als erstes ihre Blätter ein um sich so vor der Sonne zu schützen. Am Abend würden sich die Pflanzen dann wieder ausrollen.


Nun aber kam endlich ein Kartoffelfeld in Sicht. Hier waren die Pflanzen richtig schön grün und die Kartoffeln, wie wir gleich erfuhren, daher noch nicht erntereif. Erst wenn der obere Teil der Kartoffel ganz vertrocknet und garnicht mehr schön aussähe, seien die Kartoffeln im Boden reif für die Ernte. Wobei erst einmal das „Grün“ abgemäht würde, die Kartoffeln würden dann noch ein paar Tage in der Erde verbleiben, wo sie nachreifen und dadurch eine festere Schale bekämen, was bei der Ernte der Kartoffeln gut sei. Sprich, Kartoffeln, die man früh erntet, Frühkartoffeln genannt, haben eine ganz dünne und feine Schale, die man gut mitessen kann. Je länger eine Kartoffel in der Erde dann verbleibt, desto härter wird die Schale. Bei Kartoffeln, die dann im Herbst geernet werden, kann man sogar mit Bürsten die Erde entfernen, das macht den Kartoffeln dann nichts aus. Und je härter die Schale desto haltbarer und lagerfähiger wird die Kartoffel. Kartoffeln kann man sehr lange im Jahr anpflanzen und ernten. Das hängt natürlich auch ein bisschen von der Sorte ab. Die ersten Kartoffeln werden Ende Februar gepflanzt und noch mit Folie und Flies abgedeckt, damit sie es schön warm haben. Im Übrigen pflanzt man Kartoffeln an, indem man eine Kartoffel des Vorjahres in die Erde steckt. Das ist dann die Mutterkartoffel, um die sich dann ganz viele neue Kartoffeln bilden. Das Grün der Kartoffeln kann man nicht essen, auch die Kartoffel ist roh ungenießbar. Und grüne Stellen an den Kartoffeln sollte man vor dem Kochen ebenfalls großzügig wegschneiden. Denn hier hat sich besonders viel Solanin angereichert, ein Giftstoff, der die Kartoffel vor Fressfeinden schützt, beim Kochen der Kartoffel aber ausgeschwemmt wird. Solanin entsteht durch Lichteinfall, also etwa wenn Kartoffeln zu hell gelagert werden oder zu lange an der frischen Luft auf dem Feld liegen. Es kann zu Völlegefühl, Benommenheit und erschwertem Atmen, Kratzen im Hals, Angstzuständen und Schweißausbruch führen, in höherer Dosis außerdem zu Kopfschmerzen, Übelkeit und Durchfall, daher sollte man diese Kartoffeln nicht mehr ernten.
Neben den grünen Pflanzenreihen war aber auch ein Bereich mit schon ganz vertrockneten Kartoffelpflanzen. Die hier gut sichtbaren Dämme werden bei Kartoffeln aufgeschüttet, um sie später besser ernten zu können. Für die Pflanze selbst sind sie aber nicht unbedingt wichtig, daher kann man im eigenen Hausgarten auch darauf verzichten. Zwei Dämme waren sogar extra für uns bereits vom Grün entfernt. Super, hier durften wir nun loslegen. Die Gartenhandschuhe, die wir beim Termin in der Villa Reitzenstein geschenkt bekommen hatten, kamen nun ein zweites Mal zum Einsatz. Herr Bär half ein bisschen mit, die Dämme aufzubrechen und schon konnten die Kartoffeln geerntet werden. Jeder Minigärtner bekam eine Tüte, die er füllen durfte. Unsere Ernte bekämen wir geschenkt, so Herr Bär, und so konnte am Ende jeder als Erinnerung an diesen Termin eine volle Tüte Kartoffeln mit heim nehmen. Vielen herzlichen Dank dafür! Und damit das auch die Eltern zu Hause wissen, die dann die Kartoffeln bestimmt verarbeiten müssen, es handelt sich hierbei um die fest kochende und sehr schmackhafte Sorte Annabelle.
Was macht die Familie Bayha eigentlich mit ihrem ganzen Gemüse? Gibt es Großabnehmer an die sie liefern? Nein, beantwortete Herr Bär unsere Frage. Das Gemüse wird eigentlich, wenn nicht selbst gegessen, im hofeigenen Laden, auf dem Wochenmarkt in Echterdingen und in Degerloch in einem
kleinen Lädle auf dem Gelände vom Getränke-Beilharz in der Degerlocher Tränke verkauft. Mit Ausnahme des Spitzkrauts, das von einem Betrieb in Filderstadt zum berühmten „Filder Spitzbüble“ verarbeitet wird.
So, die Kartoffeln waren nun geerntet. Und was nun? Aber schon führte uns Herr Bär zum Nachbarfeld, wo noch ein Streifen Karotten stand. Der war über und über mit Unkraut überwuchert, so dass man die Karotten fast nicht mehr darin erkennen konnte. Aber mal an so einem Karottengrün gezogen und schon kam eine ganz wunderbare riesige Karotte zum Vorschein. Das wollten wir auch versuchen und zogen und zogen. Aber eine Karotte bekamen wir nicht rausgezogen. Herr Bär hat halt Bärenkräfte! Aber warum stand da eigentlich nur noch ein Streifen Karotten? Die Karotten hier habe er eigentlich aufgegeben. Zu heftiger Wind hatte den Flies, der in der Anfangswuchsphase über den Karotten gespannt war, derart auf die kleinen Karottenpflanzen gedrückt, dass diese kaputt gegangen seien. Nur die eine Reihe war heil geblieben. Und da diese keinen chemischen Pflanzenschutz abbekommen hatte, war hier das Unkraut entsprechend gewuchert. Das ist schon beeindruckend, wie Wind und Wetter einem Landwirt Sorgen bereiten können. Das war uns gar nicht so bewusst gewesen!
Zum Abschluss zeigte uns Herr Bär noch sein Zucchinifeld. Hier gab es unter den Minigärtnern sehr unterschiedliche Meinungen, ob dieses Gemüse überhaupt essbar sei. Das waren ja richtig große Pflanzen und wer hätte das gedacht: es gibt auch gelbe Zucchini! Wie spannend, ob die anders schmecken? Und wie seltsam, die wachsen auf Folie? Die Folie, erklärte uns Herr Bär, hilft gegen Schnecken und Unkraut und dadurch dass die Folie schwarz ist, erwärmt sich hier der Boden mehr und das mögen die Zucchini und wachsen damit besser und schneller. Aber Folie auf dem Acker, ist das gut? Keine Sorge, diese Mulchfolie ist biologisch abbaubar und verrottet. Bis die letzte Zucchini geerntet ist, hat sich auch die Folie zersetzt und ist verschwunden. Die Zucchinis, die uns Herr Bär ebenfalls noch schenkte, haben wir übrigens nicht selbst geerntet, sie müssen mit dem Messer abgeschnitten werden, beim Abreißen könnte die Pflanze zu sehr verletzt werden. Aber jeder durfte sich seine Zucchini aussuchen, die er dann von Herrn Bär abgeschnitten bekam. Wie unglaublich großzügig
Familie Bayha ist! Noch einmal ganz herzlichen Dank für das viele Gemüse, das wir heute mitnehmen durften. Über dem Feld schwebte übrigens eine lustige Angel. Ob es hier wohl fliegende Fische gibt? Aber nein, lachte Herr Bär. An der Angel hatte bis vor kurzem noch ein Drachen gehangen. Wie eine Vogelscheuche hält er Raben davon ab, die kleinen Zucchinipflänzchen am Kopf zu packen und aus der Erde zu ziehen. Die Raben haben nämlich herausgefunden, dass unter den Pflanzen leckere Regenwürmer sind, an die man so leicht herankommt. Was für unglaublich schlaue Tiere.
Nun war unser Besuch auf dem Bauernhof eigentlich zu Ende. Aber auf dem Rückweg zum Hof, um unsere Rucksäcke zu holen, durften wir dann noch auf einen Kartoffelroder aufsteigen. Der stand zwar in seinem Unterstand und war gerade nicht im Einsatz, aber das machte dem Gefühl keinen Abbruch. Das würde uns auch gefallen, damit mal über das Feld zu fahren und die Kartoffeln, die von dem Lader nach oben katapulitiert werden, dort oben in Empfang zu nehmen und zu sortieren. Vielleicht kommen wir mal wieder vorbei und helfen dann bei der richtigen Ernte.
Voll bepackt machten wir uns auf den Heimweg. Das würde die Tage aber ein richtiges Festmahl geben! Und wenn jemand mal wieder Gemüse von Bayha essen möchte, dann kann er in Degerloch in der Tränke zu dem Verkaufsstand gehen. Hier verkauft Familie Bayha ihr selbst erzeugtes Gemüse und zusätzlich Obst von regionalen Partnern.
Ein sehr informativer und schöner Nachmittag ging zu Ende. Wir danken der Familie Bayha sehr für ihre Großzügigkeit und Geduld mit uns und das viele leckere Gemüse!
Und nicht nur ein schöner Nachmittag ging zu Ende, sondern auch ein wunderschönes und spannendes Minigärtnerjahr mit wirklich tollen Minigärtnern, die immer eifrig und mit viel Freude bei der Sache waren. Es war eine wunderbare Zeit mit Euch. Ich danke Euch für dieses tolle Jahr, auch ich hatte enorm viel Freude mit Eurer Truppe! Ich wünsche Euch alles Gute und hoffe, dass ihr auch weiterhin dem Gärtnern treu bleibt, und wer weiß, vielleicht kann ich in ein paar Jahren, wenn ihr erwachsen und berufstätig seid, ja auch mal bei einem von Euch mit einer Minigärtergruppe vorbeikommen und ihr zeigt mir euren Betrieb!
Herzliche Grüße
Eure Catharina (Maier) und Team
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